Zweiter Runder Tisch Mehrweg To-Go in Wiesbaden

Mainz/Wiesbaden, 22.11.23 – Am 15.11.23 fand in der Handwerkskammer in Wiesbaden der zweite Runde Tisch Mehrweg To-Go statt. Der Runde Tisch wurde von der Stadt Wiesbaden gemeinsam mit der Initiative Reusable To-Go und dem „Mehrweg Modell Stadt“ Projekt organisiert und ist die Fortsetzung des Runden Tisches Mehrweg To-Go vom 17. August 23. Die Mehrwegangebotspflicht wird derzeit von vielen nicht so umgesetzt wie vom Gesetzgeber gefordert. Die Mehrwegquote hat sich auf einem niedrigen Niveau eingependelt.

Nach verschiedenen Aktionstagen in Mainz und Wiesbaden und dem ersten Runden Tisch in Mainz mit fand gestern der verabredete zweite Runde Tisch zum Thema Mehrweg To-Go mit rund 50 Teilnehmern statt. Zum Teilnehmerkreis gehörten Vertreterinnen und Vertretern aus der Wirtschaft (der Systemgastronomie, Bäckereiketten, Getränkehersteller und -händler, Mehrweganbieter, Logistik, Entsorgungsdienstleister und IT-Unternehmen), sowie Vertreterinnen und Vertreter von unterschiedlichen Verbänden, der Umweltministerien Hessen und Rheinland-Pfalz, sowie den Verantwortlichen der Stadt Mainz und der Stadt Wiesbaden.

Im ersten Teil der Veranstaltung wurde ein Fazit der aktuellen Situation aus verschiedenen Blickwinkeln gezogen. Die Nachfrage nach Mehrwegangeboten stagniert auf niedrigem Niveau (Expertenschätzung 3%).

„Mehrweg ist ein wichtiger Beitrag zur Abfallvermeidung, wird aber trotz der geltenden Mehrwegangebotspflicht noch immer zu wenig genutzt. Auf politischer Ebene werden daher verschiedene Ansätze diskutiert, welche Vorgaben geeignet sein könnten, um Mehrweg zu fördern. Wesentliche Voraussetzung ist aber zunächst die Verbesserung der Akzeptanz von Mehrweg, die nur erreicht werden kann, wenn Mehrweg für Verbraucherinnen und Verbraucher wie auch die Betriebe einfach und komfortabel ausgestaltet ist. Daher begrüßt das Hessische Umweltministerium das Pilotprojekt Mehrweg Modell Stadt ausdrücklich.“ so Frau Dr. Meyer-Ziegenfuß, Leiterin des Referates für Abfallrecht, Produktverantwortung und Abfallwirtschaftsplanung.

Die Stadt Wiesbaden verbreitete bereits zu Beginn der Woche die Nachricht, dass eine Verpackungssteuer geprüft werde. Die Mehrwegquote ist zu niedrig. Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz bestätigte bereits im August in ihrem Marktcheck, dass von 76 Betrieben in der Stichprobe lediglich 42 ein Mehrwegangebot für ihre Gäste machten. Nur 20 Betriebe (47%) informierten aktiv über ihr Mehrwegangebot. Aktuell sind ca. 30.000 Betriebe bundesweit einem der großen sechs Mehrwegsysteme angeschlossen. Die individuell gestalteten Mehrweglösungen dominieren demnach die Landschaft. In Mainz und Wiesbaden sind 276 Betriebe Partner eines der Top 6 Mehrweganbieter (Marktanteil ca. 21,6%). Die Mehrheit der Betriebe hat daher ein individuelles Mehrwegangebot.

Aus Gesprächen mit Betrieben vor Ort wurden vorrangig Personalmangel, Platzmangel und Probleme in der Handhabung sowie die fehlende Nachfrage der Kundinnen und Kunden als Gründe angesprochen. Die Betriebe bemängeln zudem die ungenügenden Kontrollen, die zu Wettbewerbsnachteilen für die Betriebe führe, die die Angebotspflicht vollumfänglich umsetzen.

Hierzu berichtete die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, dass im Rahmen des Marktchecks 32 verantwortliche Behörden in den Landkreisen über ihre Kontrollmethodik befragt wurden. Lediglich 18 Landkreise erteilen eine Auskunft über die Art der Kontrollen gaben und davon 17 nur auf Beschwerden hin eine Kontrolle durchführen. Lediglich eine Behörde führte nach eigenen Angaben stichprobenartige Kontrollen durch.

Die Sichtweise der Konsumentinnen und Konsumenten wurde durch die Bürgerbefragung im August durch die Hochschule Trier und die Technische Hochschule Mittelhessen ermittelt. In einer nicht repräsentativen Umfrage mit 402 Teilnehmern wurden sowohl Mainzer als auch Wiesbadener Bürgerinnen und Bürger befragt. „Von den rund 400 Befragten in Mainz und Wiesbaden haben 60% bereits Mehrwegsysteme genutzt. Allerdings wird die Rückgabe von 44% der Befragten als zu umständlich kritisiert. Nur wenige bevorzugen die Rückgabe über den Betrieb, bei dem sie das Getränk oder die Speise gekauft haben (11,2%). Stattdessen wird die Rückgabe über Automaten für Pfandflaschen (69,7%), bei allen teilnehmenden Betrieben (68,4%) oder über spezielle Rückgabeautomaten (62,2%) bevorzugt.“ fassen Klara Theobald (Umwelt-Campus Birkenfeld / Hochschule Trier) und Stefanie Hillesheim (THM) die Ergebnisse zusammen.

Im zweiten Teil der Veranstaltung berichtete das Projekt über den aktuellen Fortschritt. Zusammen mit den teilnehmenden Unternehmen wurde ein arbeitsteiliges Rücklogistikkonzept zur Rückführung von Mehrwegbechern erarbeitet, welches die lokalen Getränkefachgroßhändler und ein städtisches Unternehmen als Reinigungsbetrieb integriert. Hierrüber können Betriebe eigene oder fremde Mehrwegbecher abholen lassen. Auch wurde die Möglichkeit geschaffen über die Gastronomiebestellplattformen Gastivo und Kollex einfach Mehrweggegenstände mit in den Warenkorb aufzunehmen. Damit hat das Projekt zwei wichtige Meilensteine erreicht. Betriebe in Mainz und Wiesbaden können ab Anfang Dezember das Projektangebot nutzen, um Mehrwegbecher über eine einfachen Rücklogistik zentralorganisierten Kreisläufen zuzuführen. Die Abrechnung übernimmt die Firma Interzero Circular Solutions GmbH, ein Unternehmen, welches auf solche Anwendungsfälle spezialisiert ist und welches viele Betriebe bereits kennen dürften.

Den ersten kleinen realen Einsatz wird die Rücknahmeinfrastruktur im öffentlichen Raum auf einem Wiesbadener Adventsmarkt in der Innenstadt am 9. Dezember haben. „Hierfür werden gerade die Vorbereitungen getroffen. Besucherinnen und Besucher des Adventsmarktes werden die Möglichkeit bekommen Mehrweggegenstände und die Rücknahmeautomaten auszuprobieren und an einem Gewinnspiel kleine Preise zu gewinnen. Betriebe können ausprobieren wie die Belieferung und die Abholung von genutzten Mehrwegbechern funktionieren wird. Wir freuen uns auf die Möglichkeit das Konzept auszuprobieren und erste Erfahrungen zu sammeln“ so Dr. Robert Reiche Leiter des Projektes Mehrweg Modell Stadt.

Ziel ist es, im Rahmen der Mehrwegangebotspflicht eine niedrigschwellige und flächendeckende Rückgabeinfrastruktur für Mehrwegverpackungen zu etablieren. Dies soll sowohl den Bürgerinnen und Bürgern als auch den Unternehmen zugutekommen. Die Initiative wird von Verbänden der betroffenen Wirtschaftskreisen und Unternehmen aus verschiedenen Branchen unterstützt und von den hessischen und rheinland-pfälzischen Umweltministerien sowie den Städten Mainz und Wiesbaden politisch gefördert.

Pressekontakt: Simon Vieth, Pressesprecher CONET Solutions GmbH,  svieth@conet.de

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